Info- & Mobiveranstaltung: “Alternativer Wissenskongress” am 14. März in Münster

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Wir laden am 14. März zu einer Mobiveranstaltung in Münster zu diesem Thema ein.

Dieser ist, entgegen Annahmn die der Titel nahelegen könnte, nicht von dem Interesse an Wissen geprägt, sondern ein Treffen der größten deutschen Verschwörungstheoretiker_innen. Unter anderem Jürgen Elsässer als Herausgeber des „Compact“-Magazins, aber auch die AfD-nahe Karl Albrecht Schatschneider werden referieren.

Wir sagen: In Zeiten von den Erfolgen der AfD, PEGIDA und Co. darf solchen Leuten, die Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung propagieren, nicht das Feld überlassen werden. Deswegen heißt es: Informieren und agieren! Zur Infoveranstaltung im Selbstverwalteten Zentrum an der Nieberdingstr. 8 (ehem. krachtz und DonQui). Um 19 Uhr gehts los.

Wer am 22. März nach Witten will: Wir werden eine gemeinsame Zuganreise organisieren, die genauen Daten findet ihr ein paar Tage vorher auf den Blogs der Emanzipatorischen Antifa Münster und der offenen linksradikalen Gruppe No Limit (eams.blogsport.eu und nolimit.noblogs.org).

Mehr Infos zum „Alternativen Wissenskongress“ findet ihr unter keinawk.blogsport.de

Bis Bald

Emanzipatorische Antifa Münster I No Limit Münster

 

Stoppt den „Alternativen Wissenskongress“ am 22. März 2015 in Witten

Wir untstützen den Aufruf gegen den „Alternativen Wissenenskongress“  und organisieren eine gemeinsame Anreise aus Münster nach Witten um den Kongress mit Hilfe von Blockaden und anderen kreativen Aktionen erfolgreich zu verhindern!

„Alternativen Wissenskongress“ verhindern!
Gegen Nazis, Rechtspopulisten, Antisemiten und anderen deutschen Verschwörungswahn. Der Querfront eine Absage.

Der Kongress

Am Sonntag, dem 22. März 2015, lädt der sogenannte Verein zur Förderung des politischen Dialogs im Wittener Saalbau zwischen 10:00 und 17:15 Uhr zum 1. Alternativen Wissenkongress NRW ein. Der Kongress trägt den Untertitel Demokratie in Gefahr – Wer regiert Deutschland? und wirbt auf seiner Homepage mit den geplanten Referenten Jürgen Elsässer, Karl Albrecht Schachtschneider, Eberhard Hamer und Andreas Popp.

Die Referenten

Mit Jürgen Elsässer wurde hier der sicherlich einflussreichste Sprecher der deutschen Verschwörungstheoretiker-Szene eingeladen, dessen Bekanntheitsgrad weit über dieses Spektrum hinausragt. Als Journalist und Autor zahlreicher Buchpublikationen konnte sich der ursprünglich der linken Bewegung entstammende Elsässer einen gewissen Bekanntheitsgrad erarbeiten. Seit der Jahrtausendwende driftete er jedoch ins rechte Fahrwasser ab. So fiel er zunehmend durch seine homophoben, nationalistischen und ethnopluralistischen Äußerungen auf und verteidigte etwa die 2009 durchgeführten brutalen Maßnahmen des iranischen Regimes gegen die Oppositionsbewegung mit den Worten: „Gut, dass Ahmadinedschads Leute ein bisschen aufpassen und den einen oder anderen in einen Darkroom befördert haben.“

Auch nach den HoGeSa-Krawallen in Köln im Oktober 2014 zeigte er sich erfreut und schrieb: „Es ist ein großer Schritt nach vorne, dass die Hools sich nicht mehr hauptsächlich gegenseitig verkloppen, sondern gemeinsam etwas für ihr Land tun wollen.“

Der ukrainischen Politikerin Julija Tymoschenko unterstellte Elsässer, eine „Endlösung der Russenfrage“ zu planen. Neben dieser Relativierung der Shoah fiel Elsässer mehrfach durch Argumentationsmuster auf, die man als strukturell antisemitisch bezeichnen kann. Seit Ende 2010 ist er Verleger und Chefredakteur des bundesweit vertriebenen Monatsmagazins Compact, in dem verschiedensten Verschwörungstheoretikern und Rechtspopulisten ein Forum geboten wird. Im Februar 2014 bot Elsässer dem verurteilten Rechts-Terroristen Karl-Heinz Hoffmann ein Podium bei einem Compact-Streitgespräch zum Münchner Oktoberfestattentat 1980, bei dem 13 Menschen getötet wurden.

Einer der Compact-Autoren ist auch der ebenfalls für den Kongress in Witten angekündigte ehemalige Universitätsprofessor Karl Albrecht Schachtschneider, dessen politischer Werdegang von der SPD über die CDU und die Kleinpartei Bund freier Bürger ihn schließlich zu den „Auslandsfreunden der Haider-FPÖ“ führte. Im Jahr 2014 trat er zusammen mit Thilo Sarrazin in einem Werbefilm der FPÖ auf. Auch für Pro NRW und NPD, sowie diverse Burschenschaften war er mehrfach als Referent tätig oder fungierte als Sachverständiger.

Neben Schachtschneider soll mit dem Juristen und Wirtschaftswissenschaftler Eberhard Hamer ein weiterer ehemaliger Hochschuldozent im Saalbau auftreten. Hamer vertritt die These, dass die ominöse „Ostküste“ für die Finanzkrise verantwortlich sei und eine Abschaffung der Demokratie vorbereiten würde. Hierbei bedient er sich antisemitischer Stereotype, etwa wenn er die Federal Reserve Bank als strippenziehende Spinne im Geflecht der „internationalen Hochfinanz“ bezeichnet und explizit darauf hinweist, dass zu den Gründungsmitgliedern der FRB die Banken der Familien Rockefeller und Rothschild gehörten.

Als vierter im Bunde wird der Referent Andreas Popp angekündigt. Popp ist maßgeblicher Initiator der Wissensmanufaktur (auch „Institut für Wirtschaftforschung und Gesellschaftspolitik“) bei dem auch Schachtschneider Mitglied ist und fiel in der Vergangenheit vor allem durch seine Teilnahme an der so genannten Anti-Zensur-Koalition-Konferenz (AZK-Konferenz) des Schweizer Sektengründers und Befürworters des Gaddafi-Regimes Ivo Sasek auf. Außerdem ist er Vertreter der Ansicht, das Deutsche Reich sei von den Alliierten annektiert worden, und die „so genannte“ Bundesrepublik Deutschland sei kein legaler Staat. Gerade diese Theorie lässt ihn als Referent für den Alternativen Wissenskongress als besonders geeignet erscheinen, da zu erwarten ist, dass er bei der Frage nach der „wirklichen Regierung“ kein Blatt vor den Mund nehmen wird.

Die Organisator_innen

Ursprünglich sollte das illustre „Festival der Verschwörungstheorie“ von den fünf nordrhein-westfälischen Bezirksverbänden der Alternative für Deutschland veranstaltet werden. Nachdem die Bezirksverbände der AfD aufgrund öffentlichen Drucks und einer Distanzierung des um ein bürgerliches Image bemühten AfD-Bundessprechers Bernd Lucke Anfang November 2014 einen Rückzieher machten und nun nicht mehr öffentlich als Veranstalter des Kongresses auftreten werden, ist nun der oben genannte Förder-Verein in die Bresche gesprungen, dessen Vorsitzender sich allerdings bei genauerer Betrachtung als Udo Hemmelgarn aus Harsewinkel entpuppt, welcher wiederum AfD-Kreis- und Bezirksvorsitzender der Stadt Gütersloh ist. Man kann also weiterhin mit Recht sagen, dass hier eine rechtspopulistische Partei, die ihre Basis in der Mitte der Gesellschaft verortet und hier große Zustimmung findet, versucht in einem Millieu Fuß zu fassen, welches auch eine Zusammenarbeit mit extrem rechten Gewalttätern wie der HoGeSa nicht ausschließt und sich generell als anschlussfähig für selbsternannte „Querdenker“ unterschiedlichster Couleur präsentieren will.

Das Programm

Mit der angemieteten Lokalität in Witten stehen den Veranstaltern und Referenten Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen bis zu 800 Gäste Platz finden könnten, um sich der Frage zu widmen, wer denn nun Deutschland eigentlich wirklich regiert. Denn die formulierte Fragestellung im Untertitel der Veranstaltung und der Eigenanspruch, hier alternatives Wissen vermitteln zu wollen, lässt ahnen, dass man sich nicht mit scheinbaren Gewissheiten wie etwa dem Hinweis auf Frau Merkel und die gewählte Bundesregierung abspeisen lassen wird. Als mögliche Alternativ-Antworten bietet das prominente „Quattro Infernale“ eine Auswahl aus Medien, EZB, ESM, Großkonzernen und Banken an. Es kann nur vermutet werden, dass die Referenten hier keine der unter Verdacht stehenden Platzhalter freisprechen oder sich auf eine bestimmte Institution festlegen werden, sondern diese angeblich Deutschland beherrschenden Mächte wiederum nur als wirkmächtige Instrumente einer übergeordneten „Schattenregierung“, die im Hintergrund die Fäden ziehe, präsentieren werden.

Ignorieren ist keine Alternative: Nazis enttarnen und angreifen!

Auch wenn die von den Referenten vertretenden Thesen und Positionen jedem denkenden Menschen eigentlich als haltlos, absurd und paranoid erscheinen sollten, gibt es ein wachsendes Publikum, dessen zunehmende Verunsicherung in einer immer unübersichtlicher erscheinenden Welt durch einfache Lösungen befriedigt werden will. Die bundesweite Präsenz der unterschiedlich gut besuchten „Friedensmahnwachen“ in den letzten Monaten zeigen, welches Potential in den „alternativen“ Erklärungsansätzen der „Aluhut-Fraktion“ steckt.

Da Elsässer nach den Hooligan-Krawallen von Köln auf seinem Blog öffentlich verkündete: „Wenn ich was zu sagen hätte, würde ich einen von HoGeSa als Redner zur nächsten Demo für Frieden und Souveränität einladen.“ ist nicht nur beim geplanten Kongress in Witten damit zu rechnen, dass die Bewegung künftig weiteren Zulauf aus der gewaltbereiten Nazi-Szene bekommen wird. Die Chance, den Auftritt der ihnen wohlgesonnen Referententruppe in ihrer Heimatstadt live erleben zu können, werden sich die lokalen Rechtsaußen-Kader und ihre Gefolgschaft wohl kaum entgehen lassen: So nahm z. B. auch der ehemalige NRW-Landessprecher der NPD-Jugendorganisation JN Christoph Thomas Schmidt bei der HoGeSa-Kundgebung in Hannover teil. Der heute 26-jährige Schmidt sitzt seit der Kommunalwahl 2014 für die rechtspopulistische Partei Pro NRW im Wittener Stadtrat und trat in der Vergangenheit häufig als Redner auf Demonstrationen in Erscheinung.

Verschwörung muss praktisch werden: „Wissenskongress“ verhindern!

Dass der prominente Oberguru Jürgen Elsässer, welcher nicht nur über seine eigene bundesweit vertriebene Zeitschrift Compact, sondern auch über den vom Kreml finanzierten Fernsehsender RT (ehemals Russia Today) ohnehin einen gewissen publizistischen Einfluss für sich verbuchen kann, im Verbund mit anderen Verschwörungstheoretikern durch das nur halbherzig kaschierte Engagement von Mitgliedern der sich seriös gebenden Alternative für Deutschland die Gelegenheit bekommen soll, öffentlich in einem großen Stadtsaal seine strukturell antisemitischen Welterklärungsmodelle ans „Volk“ zu bringen und rassistische Krawalle zu verharmlosen, schreit geradezu nach einer praktisch wirksamen Verschwörung.

Der zu erwartenden Querfront aus angeblichen Friedensfreunden, Konspirationstheoretikern, bürgerlichen Rechtspopulisten, Neo-Nazis und anderen Antisemiten in Witten kann mit Aufklärung und rationalen Argumenten allein nicht entgegengetreten werden.

Deshalb gilt es am 22. März und darüber hinaus in Witten und an jedem anderen Ort zu zeigen, dass es keine mysteriösen Hintermänner braucht, um den Spielraum der vermeintlichen Enthüllungsjournalisten einzuschränken. Vielmehr sollte es einen breiten auch von der Verschwörungsszene vielgepriesenen Protest der Straße geben, um zu zeigen, dass es keinen öffentlichen Raum für die Allianz der deutschtümelnden Wahnwichtel geben darf.

Daher rufen wir hiermit am 22. März 2015 zur Blockade des Wittener Saalbaus auf. Der „1. Alternative Wissenskongress NRW“ muss nachhaltig verhindert werden.

Kein Raum für Nazis und andere Wahnwichtel – Verschwört Euch!

Aktuelle Infos findet ihr hier: keinawk.blogsport.de

No Limit gegen das Patriarchat – Demo in Münster am 21.03.2015

Wir unterstützen den Aufruf von „Gegen 1000 Kreuze“ und rufen dazu auf, zahlreich am 21. März 2015 auf die Straßen zu kommen!

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Raise your voice! Your body Your choice – Feministische Inhalte auf die Straße tragen!
All-Gender-Demo mit Frauen* Lesben* Trans* Inter*-Block
Demo am 21. im März in Münster. 11 Uhr Windthorststraße (gegenüber Hauptbahnhof)

1000-Kreuze – Nicht schon wieder!

Auch im März 2015 werden wieder fundamentalistische Christ*innen1 mit weißen Holzkreuzen bewaffnet durch Münster ziehen, um betend, singend und schweigend ihre Verachtung gegenüber allem auszudrücken, was nicht ihren Normen entspricht. Der von „EuroProLife“ organisierte ‚Gebetszug‘ richtet sich in erster Linie gegen Schwangerschaftsabbrüche und damit gegen das Selbstbestimmungsrecht von schwangeren Personen. In der Kritik stehen aber unter anderem auch Verhütung, Sex vor der Ehe, Homosexualität und queere Geschlechtsidentitäten. Der Kampf um reproduktive Rechte dient als Kristallisationspunkt für eine umfassende konservative Kulturkritik an der Gesellschaft. Durch das Aufgreifen von Themen der Familienpolitik und Sexualmoral und das Schüren von Angst vor dem Aussterben des weißen2 ‚deutschen Volkes‘ werden außerdem konservative bis extrem rechte völkische Gesellschaftsbilder produziert und bedient.

Früher wie heute – neuer Anstrich, gleiche Scheiße!

Christlich-fundamentalistische Gebetszüge wie der „1000-Kreuze-Marsch“ in Münster oder der „Marsch für das Leben“ in Berlin dienen damit auch als Schnittstellen für verschiedene antiemanzipatorische Teilbereichsbewegungen, die sich in der letzten Zeit in Deutschland und anderen europäischen Ländern entwickelt haben und massiven Zuwachs erhalten. Seien es rassistisch-völkische Äußerungen von sogenannten „Bürgerrechtsbewegungen“ wie auf (PE)GIDA-Demos, offene rassistische Gewalt auf HOGESA-Aufmärschen, Hetze gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bei Kundgebungen der „Besorgten Eltern“ oder antifeministische und sexistische Argumentationen bei den „Maskulinisten“ – bei all diesen reaktionären Strömungen werden unter Berufung auf sogenannte ‚alte Werte‘ menschenverachtende Inhalte vertreten. Auch wenn die verschiedenen Strömungen nicht über einen Kamm geschoren werden können, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass an ihnen allen organisierte rechte Strukturen (z.B. PI News, AfD, NPD) beteiligt sind.

Die Mechanismen, mit denen die verschiedenen Strömungen arbeiten, sind erstaunlich ähnlich: Die (rechts)konservativen Aktivist*innen verstehen sich als Opfer der von emanzipatorischen Bewegungen erstrittenen gesellschaftlichen Veränderungen. Sie sehen sich beispielsweise durch die „Homo-Ehe“, die teilweise Anerkennung von Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit oder Frauenquoten bedroht. Weiter sehen sie sich bedroht durch geflüchtete Menschen, die angebliche ‚Einwanderung in das deutsche Sozialsystem‘ oder Angehörige nicht-christlicher Religionen.
Hinter dieser selbstgemachten Opferidentität steht nichts anderes als die Angst, der eigenen weißen, deutschen, hetero Privilegien beraubt zu werden. Dabei werden nicht nur gesellschaftliche Realitäten und Machtverhältnisse komplett ausgeblendet, sondern auch emanzipatorische Gesellschaftskritik umgedeutet und ins Bedrohliche verzerrt. So wird zum Beispiel aus der Forderung nach einer differenzierten Sexualaufklärung die Befürchtung abgeleitet, dass Kinder zu Homosexuellen erzogen werden sollen und hinter dem Wunsch nach einer geschlechtergerechten Erziehung wird – als Ergebnis der gezielten Förderung von Mädchen* – die vermeintliche Unterdrückung und Diskriminierung von Jungen* erkannt.

Die Grundlagen, auf denen die Bedrohungsszenarien der verschiedenen reaktionären und (rechts)konservativen Strömungen aufbauen, sind nicht neu. Gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse wie Patriarchat, Rassismus, Homo- und Trans*feindlichkeit gab es schon vor und auch ohne „EuroProLife“, „Besorgte Eltern“, (PE)GIDA und Co. Neu ist aber, dass sich die sogenannten „Bürgerrechtsbewegungen“ explizit als Widerstands- oder Gegenbewegungen verstehen. Es geht dabei um mehr als die ‚Verteidigung des christlichen Abendlandes‘. Sie richten sich auch aktiv gegen eben diejenigen, die für die Überwindung von Patriarchat, Sexismus, Rassismus und anderen Diskriminierungsstrukturen kämpfen. Unter dem Motto ‚es muss jetzt endlich mal gesagt werden, dass…‘ werden Inhalte verbreitet und salonfähig gemacht, die bisher vor allem ausgewiesenen rechten und fundamentalistischen Gruppen zugeschrieben wurden. Nicht zuletzt auf Grund dieser Rhetorik des Tabubruches und der Selbstinszenierung als Stellvertreter*innen der schweigenden Mehrheit gelingt es den reaktionären Strömungen tausende Menschen auf die Straße zu bringen. Rassismus, Sexismus, Homo-, Trans*- und Inter*feindlichkeit, antimuslimischer Rassismus und andere antiemanzipatorische Positionen werden so zunehmend normalisiert. Die nicht nur von den bürgerlichen Parteien ausgesprochene Mahnung, dass die Ängste der Bevölkerung ernst genommen werden müssten, trägt zu dieser Normalisierung bei.

Auch wenn sich Strömungen wie (PE)GIDA, „Besorgte Eltern“ und „Lebensschützer“ bei ihren Aktivitäten auf verschiedene Politikfelder konzentrieren, eint sie, dass sie sich oder diejenigen, die sie vertreten wollen, als wehrlose Opfer sehen. Zum Beispiel glauben die „Lebensschützer“ für das sogenannte ‚ungeborene Leben‘ – gemeint sind befruchtete menschliche Eizellen und Föten in den ersten Schwangerschaftswochen – sprechen zu können und dessen vermeintliche Rechte verteidigen zu müssen. Das in der Realität ohnehin schwer umsetzbare und gesellschaftlich umkämpfte Recht eines jeden Menschen auf (reproduktive) Selbstbestimmung wird gegen das vermeintliche ‚Lebensrecht‘ der Föten ausgespielt. Menschen, die eine Schwangerschaft nicht austragen (wollen), werden als Mörder*innen bezeichnet und all diejenigen, die sich für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch einsetzen, werden als Wegbereiter*innen einer „Kultur des Todes“ (EuroProLife) beschimpft. Dahinter steht die Auffassung, dass Sexualität nur natürlich sei, wenn sie der Reproduktion diene, also ‚gottgewollt‘ stattfinde, und dass der Lebenszweck von Frauen darin bestehe, Mutter zu werden. Andere Konzepte von Sexualität und Geschlecht werden abgewertet und verleugnet.

Die Aktivitäten von „EuroProLife“ und Co. sind nicht nur auf einer abstrakten politischen Ebene antiemanzipatorisch, sondern haben auch ganz konkrete Auswirkungen. So betreiben die selbsternannten „Lebensschützer“ eigene ‚Beratungsstellen‘ und Internetauftritte, deren einziges Ziel es ist ungewollt Schwangere moralisch unter Druck zu setzen, vor vermeintlich traumatischen Folgen eines Abbruchs zu ‚warnen‘ und damit zu der Fortführung der Schwangerschaft zu drängen. Mit ähnlichen Mitteln werden in einigen Städten schwangere Personen vor Kliniken und Praxen, in denen auch Abbrüche durchgeführt werden, durch sogenannte „Gehsteigberatungen“ eingeschüchtert, bedrängt und bedroht.

… bis die Scheiße aufhört!

Die Positionen der Kreuzeträger*innen sind längst Teil des Mainstreams. Sie einfach zu ignorieren würde die politische Gefahr ausblenden, die von diesen Meinungen und deren Umsetzung ausgeht. Die Inhalte, die hinter „1000 Kreuze für das Leben“ stehen, sind also keine Randpositionen. „Lebenschützer“, (PE)GIDA, HOGESA, „Besorgte Eltern“, „Antifeministen“… sie alle gehen für antiemanzipatorische, reaktionäre und (rechts-)konservative Inhalte auf die Straße. Sie machen Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und anti-islamische Propaganda noch gesellschaftsfähiger, als sie ohnehin schon sind. Sie kämpfen für die Aufrechterhaltung all der Normen, Herrschaftsverhältnisse, Diskriminierungs- und Unterdrückungsstrukturen, mit denen mensch sowieso schon jeden Tag konfrontiert wird. Wie stark und in welcher Art und Weise sich Menschen mit diesen Strukturen rumschlagen müssen, hängt maßgeblich von ihrer Lebensrealität und gesellschaftlichen Stellung ab. Zum Beispiel sind People of Color, Menschen mit sogenannter Behinderung, Arme oder als krank diagnostizierte Menschen in besonders starker Weise mit Normierung, Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert.

Das alles sind verdammt gute Gründe, feministische Inhalte auf die Straße zu tragen und für eine herrschaftsfreie Gesellschaft zu kämpfen, in der alle Menschen selbstbestimmt und solidarisch zusammen leben können!

Wir fordern das Recht auf geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung. Wir fordern die freie Entscheidung für oder gegen Kinder – und zwar nicht nur für diejenigen, die in dieser Gesellschaft privilegiert sind (z.B. weiß/ ‚gesund‘/ ‚deutsch‘/ reich/ cis/ hetero) – sondern für Alle!

Wir fordern die uneingeschränkte Entscheidungs- und Handlungsfreiheit schwangerer Personen und einen sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen!

Der Kampf für eine herrschaftsfreie Gesellschaft braucht vielfältige Aktionen und Aktivitäten, Solidarität und einen langen Atem. Wir kämpfen weiter – gemeinsam gegen Ausbeutung, Unterdrückung und religiösen Fundamentalismus!

Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!

Frauen* Lesben* Trans* Inter* -Block
Das Absprechen der reproduktiven Selbstbestimmung durch die Kreuzzügler*innen richtet sich vor allem gegen Cis3-Frauen, da meist sie diejenigen sind über deren Körper entschieden werden soll, wenn es um Schwangerschaftsabbrüche geht. Inter* und Trans*-Personen wird sowohl im Weltbild christlicher Fundamentalist*innen als auch im gesellschaftlichen Mainstream das Recht auf eine eigene Identität und auf reproduktive Selbstbestimmung weitgehend abgesprochen.
Wir möchten keine Demonstration in der Cis-Männer für Frauen* Lesben* Trans* Inter* sprechen und demonstrieren, sondern eine, in der Cis-Männer solidarisch mit Frauen* Lesben* Trans* und Inter* auf die Straße gehen. Daher wird der erste Teil der Demo ein geschlossener Block für Frauen* Lesben* Trans* und Inter* sein.

Aktuelle Infos findet ihr hier: Gegen1000Kreuze.blogsport.de

Fußnoten:
1 Wir gehen davon aus, dass Geschlecht sozial konstruiert ist. Daher benutzen wir das * um deutlich zu machen, dass es Menschen gibt, die nicht in die engen Kategorien Mann und Frau passen (wollen).
2 Wir schreiben weiß klein und kursiv, um es als gesellschaftliche Konstruktion sichtbar zu machen. In diesem Konstrukt gilt weiß-sein als Norm. Daraus folgt, dass weiße gesellschaftliche Privilegien haben, die People of Color verwehrt werden.
3 Mit Cis- meinen wir, dass Menschen mit dem Geschlecht leben, das ihnen bei der Geburt zugewiesenen wurde (männlich oder weiblich) und sich damit auch identifizieren (können).

Demonstration gegen Abschiebung am 01.11.2014

Am Samstag den 1.11.2014 fand in Münster eine Demonstration in Solidarität mit dem Flüchtling Barkhindo Diallo, dem die Abschiebung droht, statt. Es sollte vor allem ein Zeichen an die zuständigen Behörden sein, das sein Schicksal und die Entscheidung über seinen Aufenthaltsstatus von einer breiten Öffentlichkeit kritisch begleitet wird. Auch wir haben an dieser Demonstration unter anderem mit einem eigenen Transparent teilgenommen, erstens um unsere Solidarität auszudrücken und zweitens die Zusammenhänge von Rassismus und Ausgrenzung im Kapitalismus deutlich zu machen. Wir wollen die Verhältnisse scharf und deutlich angreifen in dem jeden Tag Menschen auf der Flucht vor Hunger, Krieg und Tod aktiv an der Migration gehindert werden.

Das kapitalistische System und rassistische Ausgrenzung sind jedoch keine festgeschriebenen Gesetze oder sogar alternativlos, sondern wurden von Menschen entwickelt, benutzt und tagtäglich auch reproduziert. Genauso ist es also möglich das diese Verhältnisse auch von Menschen verändert werden können.

Support the Refugee Movement !

Freedom of Movement for everyone !

Fight Racism and Capitalism !

 

Mehr Infos unter: barkhindobleibt.blogsport.de

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There’s no limit…

Wer sind wir ?

Wir“ sind ein kleiner Vorbereitungskreis, der sich vor 2 Monaten zusammengefunden hat, um das Projekt einer offenen linken Gruppe in Münster zu realisieren. Unsere bisherige Arbeit bestand darin, die grobe Infrastruktur, sowie die nötige Vorarbeit allgemein, die für eine Gruppe unabdingbar ist, zu erledigen. Unser Anspruch ist es, eine offene Gruppe zu sein, in der jede*r nach seinen*ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen mitmachen kann.

Alles Weitere hast du selbst in der Hand. Unsere Treffen, Aktionen und theoretischen Grundlagen, werden von der Gruppe entschieden und gestaltet. Für uns steht fest, dass es das schöne Leben nur für alle geben kann, wenn es auch von allen gemeinsam organisiert wird. Wir wünschen uns für unsere Arbeit einen respektvollen Umgang miteinander, gleichzeitig soll das eigene, aber auch das Verhalten und Auftreten als Gruppe permanent reflektiert werden.

Warum organisieren ?

Leider ist das schöne Leben für alle noch nicht Wirklichkeit. Wir wollen aber mit dieser Gruppe einen weiteren Schritt in diese Richtung machen. Für uns soll die Organisation aber nicht zum reinen Selbstzweck werden, sondern wir wollen uns realistische Ziele setzen, die wir auch erreichen können.

So, genug der schönen Worte: Fest steht, dass wir keinen Frieden mit Kapital, Nation und Patriarchat wollen, sondern gerade dieses, scheinbar in der BRD exzellente Zusammenspiel, gehörig in seinen Grundfesten erschüttern wollen.

The only good nation, is no nation !

Die Nation als künstliches Konstrukt, unter der sämtliche Menschen innerhalb dieser Grenzen zu einer Volksgemeinschaft zusammengeschweißt werden sollen, wirkt gerade bei sportlichen Großereignissen wie ein Potpourri aus Scheiße. Sie riecht auch gelegentlich danach.

Nationalismus als Ideologie, beziehungsweise das, worauf sich alle „Deutschen“ beziehen, soll diese künstlichen Bindungen nur noch nach innen verstärken, und nach außen hin eine geschlossene, starke Nation präsentieren.

Spätestens mit der Wiedervereinigung ist eigentlich klar: Ab jetzt geht es nur noch vorwärts, ohne einen Blick zurück. Endlich darf wieder der Stolz auf dieses Land ohne ein schlechtes Gewissen nach außen präsentiert, der Gürtel für den Standort Deutschland noch etwas enger und die Verantwortung für die abscheulichen Verbrechen NS-Deutschlands gerne abgegeben werden.

Auch mit der Änderung des Asylgesetzes 1993 hat Deutschland gezeigt, wo es zukünftig langgeht. Die faktische Abschaffung des Asylrechts hat die Weichen gestellt für eine rücksichts- und hemmungslose Abschiebepolitik mit der Deutschland es sich, auch Aufgrund der Lage in Europa, sehr einfach macht und sich aus der Verantwortung für das Recht auf Asyl zieht.

Dies alles ist allerdings nur eine kleine Aufzählung der Dinge, was an und in Kartoffel-Country so alles Scheiße ist. Theoretisch und praktisch werden wir uns mit den Mechanismen und der Ideologie der Nation auseinandersetzen und unsere Kritik hieran auf die Straße tragen.

Gegen Deutschland und seine Nazis !

Dear Capitalism… It’s time to say goodbye !

Mal wieder dieser Kapitalismus. Irgendwie scheint der ja überall seine Finger im Spiel zu haben.

Und das ist, so gesagt, erst einmal gar nicht so verkehrt. Heutzutage sind generell alle Bereiche des Lebens den Zwängen und Regeln des Kapitalismus unterworfen. Ob du nun Brötchen kaufst, einen Vertrag abschließt oder für den Regenwald spendest, ganz abgesehen davon ob das alles nun notwendig und sinnvoll ist oder nicht. An dieser Stelle wollen und können wir keine umfassende Analyse und Kritk des Kapitalismus geben. Was wir aber an dieser Stelle anmerken wollen ist, dass es keine „Player“ in diesem System gibt, die das ganze irgendwie steuern und aus purer Böswilligkeit dabei auch über Leichen gehen. Es stimmt, dass bestimmte Personen, in bestimmen Positionen, privilegierter sind. Allerdings müssen diese Personen so handeln, da sie durch die „Spielregeln des Kapitalismus“ an diese gebunden sind. Kurz: Bänker*innen, Politiker*innen und Manager*innen sind nicht „Schuld“ an Krieg, Krisen und Ausgrenzung, sondern spielen ihre Rolle im System. Trotzdem sind sie, wie jede*r andere, für das eigene Handeln verantwortlich.

Häufig werden diese jedoch schnell als Sündenböcke markiert. Jedoch birgt diese falsche Kritik immer eine Anschlussfähigkeit an Antisemitismus. Historisch gesehen wird das Bild des mächtigen, gierigen und reichen Juden schon seit mehreren hundert Jahren gemalt. Auch hier gilt es, gerade vor dem Hintergrund des Holocausts, immer eine kritische und emanzipatorische Position zu beziehen, da wir den Kapitalismus als Ganzes abschaffen und nicht nur ein paar Leute ersetzen oder diesen reformieren wollen. Da jedoch das Verständnis einer Sache die Voraussetzung für ihre Kritik ist, werden wir uns auch grundlegend mit bestimmten Funktionsweisen des Kapitalismus auseinandersetzen und hier eine radikale Kritik an den herrschenden Verhältnissen formulieren.

It’s not enough to be angry ! Kapitalismus abschaffen !

Let’s talk about feminism…

Wir brauchen keinen Feminismus, die Frauen haben doch schon die gleichen Rechte !

Diese und ähnliche Sätze dienen oft als angebliches Beispiel eines fortschrittlichen und „emanzipierten“ Deutschlands. Dabei wird oft ausgeblendet, dass auch die patriarchale Unterdrückung, also eine privilegierte Position für männlich sozialisierte Personen, gesellschaftlich bedingt ist und auch diese von Menschen abgeschafft werden kann. Das Patriarchat ist vermutlich so alt, wie die Menschheit existiert. Und immer noch leiden Millionen von Menschen unter dieser Art von Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt, bis hin zum Mord. Um diese Verhältnisse aufzubrechen, erklären wir uns in jeder Weise solidarisch mit denen, die unter diesen Verhältnissen „leben“ müssen und stellen als Alternative dazu den Feminismus. Erste Schritte dahin soll ein respektvoller Umgang untereinander, eingreifendes Verhalten bei Grenzüberschreitungen und eine sozialrevolutionäre Perspektive zur Überwindung dieser Verhältnisse sein.

Feminism is the radical notion that woman are humans.

Turning silence into questions. Turning anger into action!

Die ersten beiden Treffen werden am 30.09.2014 und am 14.10.2014 um jeweils 19.00 Uhr im ITP – Institut fürTheologie und Politik, Friedrich-Ebert-Straße 7, 48153 Münster stattfinden. Die weiteren Treffen werden dann unter der Rubrik „Termine“ bekannt gegeben. Ansonsten sind wir auch am 13.09.2014 mit einem Stand auf dem „DettenRockt – Festival gegen Rassismus und Diskriminierung“ zu finden.

Komm vorbei, wir freuen uns drauf!